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Der PET 2001




Wer den Artikel über Computer und Software auf der Seite meine Freundes Erwin Schäfer gelesen hat, der weiß das ich während meines Studiums FORTRAN 4 gelernt habe und dass mich EDV und deren Programmierung faszinierten. Schade das zu dieser Zeit Computer unbezahlbar waren. 
Ich hätte so gerne einen gehabt. Der einzig bezahlbare Computer war damals der ALTAIR 8800. Ein Computer der mit Kippschaltern programmiert wurde und dessen Ergebnisse mit LEDs angezeigt wurden. Dann war da noch der KIM-1, der immerhin eine Hexadezimaltastatur und ein LED-Display hatte. Aber das war alles nicht das was mir vorschwebte. Ich wollte eine komplette Lösung mit Monitor und Tastatur und einer integrierten Programmiersprache.

In den späten 70ern des vorigen Jahrhunderts kaufte ich mir einen technisch wissenschaftlichen Taschenrechner der Firma Commodore. Dann im Jahr 1979 sah ich in dem Kaufhaus Karstadt einen richtigen Computer mit Bildschirm, Tastatur und sogar einem eingebauten Kassettenrecorder zur Programmspeicherung. Das Gerät hieß PET2001 und kam ebenfalls von der Firma Commodore. Da ich mit meinem Taschenrechner sehr zufrieden war, hatte ich sofort Vertrauen in die Qualität des Gerätes. Das Gerät war eingeschaltet und ein Cursor blinkte.


Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und tippte
PRINT"HALLO" ein.
Die Antwort kam prompt:
HALLO 
READY.
Ein zweiter Versuch:
PRINT 2*3
Der PET antwortete
6
READY.
Ich war begeistert. Ich fragte einen Verkäufer nach dem Preis des Gerätes und ob man damit auch externe Peripherie ansteuern könne. Den Preis konnte er mir nennen: ca. 2100 DM. Aber mit der Technik kenne er sich nicht so aus. Da sollte ich doch besser zu einem Commodore Fachhändler gehen. Die Firma Bolz sei gleich eine Straße weiter zu finden. Also ging ich zu dem Commodore Fachhändler und stelle dort meine Frage.
"Selbstverständlich" antwortete der dortige Verkäufer.
"Über den IEC- Bus", er zeigte mir den Anschluss auf der Rückseite und gleich daneben das sei der Userport, den könne man direkt mit BASIC ansprechen,
"Und wie?" Wollte ich wissen.
"Mit POKE!"
Ob ich ihn gleich mitnehmen wolle oder ob sie ihn anliefern sollten.
"Nein, nein. Nicht so schnell," Das müsse ich mir erst mal überlegen. 2100 DM das sei ja schließlich kein Pappenstiel.
"2500 DM" berichtigte mich der Verkäufer. Ich erklärte ihm dass das Gerät bei Karstadt 2100 DM kosten würde.
"Ja" sagte er. Aber das sei ja auch kein Fachhändler. Karstadt könne keine qualifizierten Reparaturen durchführen und Geräte die nicht vom Fachhandel stammen, würden kein Fachhändler reparieren. Und wie es mit der Beratung bei Karstadt stände, das hätte ich ja wohl selbst erfahren.  Ich sagte ich werde darüber nachdenken und ging.
Das gesagte, mit dem Reparaturservice, leuchtete mir ein. Aber 2500 DM! Die hatte ich nicht. Nicht mal die 2100. Ich könnte einen Kredit aufnehmen oder mein Motorrad verkaufen. Wenige Tage später war ich wieder Fußgänger, aber dafür glücklicher Besitzer eines PET 2001.

Der PET hatte einen RAM Speicher von 8 KB und, wie schon gesagt, einen Schwarz- Weißmonitor mit 25 Zeilen zu je 40 Zeichen. Pixelgrafik gab es nicht, dafür eine Blockgrafik die über die Tastatur eingegeben werden konnte. Groß- Kleinschreibung war nach einer Umstellung ebenfalls möglich. Dann ging allerdings keine Blockgrafik. Der Speicher konnte auf 16 KB oder auch 32 KB aufgerüstet werden . Zur Speicherung von Programmen und Daten war eine Datasette eingebaut, die gewöhnliche Audiokassetten bespielte. Programmiert wurde der PET in Commodore BASIC, das ein gewisser Bill Gates entwickelt hatte. Fertige Programme gab es es so gut wie nicht. Software schrieb man entweder selbst oder
ließ sie von einem Programmierer schreiben. Es war die große Zeit der Individualprogrammierer. Den PET kauften entweder Nerds, wie ich oder Labors und Universitäten. Zeitweilig kam Commodore mit der Lieferung nicht nach, so das die Händler Wartelisten für die Auslieferung der bestellten Geräte führten.
Ein Problem stellte für den Privatanwender die Peripherie dar. Zwar gab es eine Floppy Disk Station, aber die war teurer als der PET selbst. Ehe Commodore selbst einen Drucker herausbrachte wurde oftmals ein Centronics Drucker aus der mittleren Datentechnik verwendet. Ein Trum mit einem Gewicht größer 30 kg.  Da dieser Drucker  nur über eine Centronics Schnittstelle    
verfügte, wurde er mit einem Schnittstellenwandler IEC- Bus zu Centronics ausgestattet. Auch dieser Drucker war für den Privatmann unerschwinglich. Daher entwickelte ich eine Software die die erste Bildschirmzeile im Baudot- Code auf dem Userport ausgab. Mein Freund Erwin Schäfer lieh mir seinen Fernschreiber, eine Siemens T100 und Peter Anders entwickelte eine Schaltung die das TTL- Signal des Userports in ein current- loop Signal wandelte.  
Damit konnte die T100 angesteuert werden und fungierte so als Drucker. Linkes Bild der Prototyp, rechtes Bild die  fertige Schaltung des Schnittstellenwandlers. Mit dem PET schrieb ich Programme, sowohl für den privaten Bereich, so z. B. ein Programm das mir die Bahnen eines Heißluftballons ausrechnete, als auch für den Beruf, z.B ein Programm für die optimale Position von Endschaltern an einem Kran. Und manchmal auch nur Juxprogramme. Die schnell aufkommenden Computerzeitschriften druckten  mehr oder weniger sinnvolle Programme in Commodore BASIC ab, die man dann abtippen musste.
Heute ist mein PET längst den Weg allem Vergänglichen gegangen. Aber es ist erstaunlich was man im Internet so alles unter dem Suchbegriff PET2001 findet. So zum Beispiel eine wirklich gute Emulation des PET 2001. Sie finden Sie unter
https://www.masswerk.at/pet/
Sie können da tatsächlich Programme in Commodore BASIC eingeben und ausführen.
Auch eine Bedienungsanleitung finden Sie auf dieser Seite. Sogar der Tim Monitor, der auf die Maschinenebene geht, ist vorhanden. Mit SYS1024 rufen sie ihn auf. Zurück auf die BASIC Ebene  kommen sie mit X. 
Ich finde diese Emulation besonders wertvoll weil mir manchmal eine wirklich einfache Programmiermöglichkeit fehlt. Etwas das C, die Arduino IDE, Python oder was sonst noch on Voge ist nicht bieten können. Das sind alles, ohne Zweifel, gute und mächtige Programmiersprachen. Aber sie haben entweder eine hohe Lernschwelle und/oder einen hohen Installationsaufwand. Und zumeist benötigen sie eine Menge Speicherplatz.

Weitere Informationen über den PET2001 und die Firma Commodore international finden Sie unter Wikipedia

Quellen: Das Bild mit dem Taschenrechner CBM  SR36 stammt von der Wikipedia- Seite über die Firma Commodore international


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